[zurück]

Surströmming

[vor]

Diesmal möchte ich nicht über einen Restaurantbesuch sondern über einen Selbstversuch berichten. Da ich gerne auch exotische Lebensmittel probiere hat mir ein Kollege eine Dose Surströmming aus Schweden mitgebracht.
Surströmming bedeutet "saurer Strömling", der durch Fermentation haltbar gemacht wird. Er wird aus im Frühjahr gefangenen Ostseeheringen hergestellt die in Salzlake eingelegt zu gären beginnen. Einen Monat vor dem Verkaufsstart am dritten Donnerstag im August wird er dann in Dosen abgefüllt wo er weitergährt. Durch die Gärung blähen sich die Dosen auf, normalerweise bei Konserven ein Zeichen des Verderbs, beim Surströmming aber normal. Berühmt und berüchtigt ist der Surströmming wegen seines Gestanks.

Der "Rote Wolf" ist eine bekannte Marke, hergestellt von Gösta Hannells Fisksalteri.

Die Heringe wurden im Juli 2011 in die Dose gefüllt, sie sind gekühlt haltbar bis Januar 2013. Das ist noch ziemlich lange, ich möchte mir lieber nicht vorstellen wie die Dose in einem Jahr aussieht.

Durch den Gärungsprozeß hat sich die Dose schon etwas aufgebläht.

Gewarnt durch Berichte im Internet wurden einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Die Dose habe ich unter einem Abzug vorsichtig mit einem Nagel angestochen. Statt eines furchtbaren Gestanks machte sich erst einmal Enttäuschung breit, der Geruch war deutlich schwächer als erwartet (oder der Abzug funktioniert doch gut). Das sollte sich aber nach dem kompletten Öffnen der Dose ändern.

So soll er wohl sein, rosige Filets in einer trüben Lake. Der Geruch ist schwer zu beschreiben. Etwas faulig, aber nicht richtig nach Fisch, dominiert von einem unangenehm käsigen Aroma, abgerundet durch etwas Schwefelwasserstoff. Andere erinnerte der Geruch eher an eine Klärgrube (Plumpsklo). Nicht so das man sich gleich übergeben müßte aber lecker ist was anderes. Diese Dose enthielt Heringsfilets, es gibt aber auch Dosen mit ganzen Fischen (mit Innereien) die noch deutlich schlimmer riechen sollen.
Um den Fisch einigermaßen genußfähig zu machen wurde er eine Stunde gewässert.

So sieht er eigentlich recht harmlos aus, der unangenehme Geruch ist aber immer noch vorhanden, wenn auch deutlich schwächer.

Und wie schmeckt er nun? Meiner Meinung nach schmeckt er eher so wie er riecht, sehr eigenwillig und charakteristisch. Probiert habe ich ihn klassisch mit Brot, Zwiebeln und saurer Sahne aber auch pur. Die Konsistenz ist sehr weich, ein Kenner würde wohl sagen er zergeht auf der Zunge, mir wäre er etwas bißfester lieber.
Eindeutiges Fazit: Irgendwie ein Erlebnis aber muß man nicht wieder haben.

Der Genuß des Surströmmings hat einen Kollegen zu folgendem Kunstwerk inspiriert.

Da stellt sich die Frage, warum tun Menschen sich sowas an? Man muß wohl in diesem Kulturkreis geboren sein um Surströmming zu mögen, anders ist das nicht zu erklären. Er ist selbst in Schweden nicht unumstritten, andererseits gibt es aber sogar ein Surströmmingmuseum.

In anderen Kulturkreisen gibt es ähnliche Produkte, z.B. Funazushi in Japan oder Pla Raa in Thailand.

Eigentlich hat Surströmming heute keine Daseinsberechtigung mehr, er ist zu einer Zeit entstanden in der Salz rar und teuer war. Im Gegensatz zum Pökeln kommt man beim Surströmming mit weniger Salz aus um den Hering zu konservieren, allerdings kommt es dann zu einer Gärung.


[zurück] [Inhaltsverzeichnis] [vor]